Gutachten

Schon immer übte die Begutachtung auf mich einen besonderen Reiz aus, weil man sich bei der Erstellung von Gutachten immer sehr intensiv in persönliche Lebensgeschichten einarbeiten muss und da der Gutachter großen Einfluss auf die Biografie von Menschen hat, zum Beispiel wenn es um die Frage der Berentung geht oder um die Frage der Anerkennung einer unfallbedingten Behinderung. Hier trägt der Gutachter eine große Verantwortung.

 

Die Begutachtung bewegt sich dabei nicht im luftleeren Raum, sondern ist der wissenschaftlichen Medizin verpflichtet. Aufgabe des Gutachters ist nicht, festzustellen ob eine von der so genannten „Schulmedizin“ abweichende Theorie nicht vielleicht doch der Wahrheit entspricht oder nicht.

 

Dabei arbeitet der Gutachter nicht als behandelnder Arzt, sondern als eine Art „Schiedsrichter“ zwischen dem Individuum auf der einen und der Solidargemeinschaft auf der anderen Seite. Dem Betroffenen ist er verpflichtet zu helfen, dass seine Behinderungen bzw. Unfallfolgen anerkannt werden. Der Solidargemeinschaft, zum Beispiel der Berufsgenossenschaft, der Unfallversicherung oder der Rentenversicherung, ist der Gutachter verpflichtet verhindern zu helfen, dass nicht berechtigte Personen in den Genuss von Leistungen kommen und damit die Beiträge für uns alle steigen.

 

 

In der Unfallbegutachtung gilt es, ausgehend vom Unfallereignis und den mit diesem verbundenen Verletzungen des Körpers und der Seele, zu verstehen, welche gesundheitlichen Folgen der Unfall hinterlassen hat und wie diese gesundheitlichen Folgen abzugrenzen sind von Vorerkrankungen. Es gilt Unfallfolgen neurologisch zu verstehen, die man aufgrund der vorliegenden Organverletzungen zunächst nicht einordnen kann.

 

Seit 2000 bin ich daher Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Neurowissenschaftliche Begutachtung (DGNB). Es handelt sich dabei um eine sehr diskussionsfreudige Vereinigung, die sich einmal im Jahr im Frühjahr zu ihrer Jahrestagung an wechselnden Orten in Deutschland trifft, seit 2009 zu einer zweiten Tagung im November in Frankfurt zum sogenannten Refresher-Kurs unter meiner Federführung (Artikel im Hessischen Ärzteblatt).

  

2015 habe ich den juristisch-medizinischen Arbeitskreis "Neurologische und Psychiatrische Begutachtung Rhein-Main" ins Leben gerufen.

 

Seit Mai 2016 bin ich im Vorstand der DGNB.